Was ist eigentlich die Bruststimme?

 

Foto: Shutterstock / Mix and Match Studio

Sicherlich haben Sie schon mal die Begriffe Brust- bzw. Kopfstimme gehört. Aber was bedeuten diese eigentlich? Woran erkennt man die Brust- bzw. Kopfstimme? Und in welcher Stimme sollte man sprechen? Das sind Fragen, denen wir in diesem Blogbeitrag auf die Spur gehen.

 

Die Stimme wird durch die Schwingung der Stimmlippen erzeugt.

Wenn wir den Aufbau des Kehlkopfes betrachten, dann sehen wir ein sehr feines Zusammenspiel von Knorpeln, Muskeln und Schleimhäuten. In unserem Kehlkopf befinden sich die sogenannten Stimmlippen. Das sind zwei parallel liegende Muskeln, die von einer Schleimhaut überzogen sind. Beim Sprechen oder Singen werden sie durch den Ausatem in Schwingung versetzt, was den Stimmton erzeugt. Wenn wir einen sehr tiefen Ton produzieren, schwingen die Stimmbänder langsam, d.h. mit einer geringen Frequenz. Wenn wir einen sehr hohen Ton erzeugen, dann passiert eine sehr schnelle Schwingung, also eine hohe Schwingungsfrequenz.

Die Stimme klingt je nach Stimmlage anders.

Stellen Sie sich vor, Sie verändern nun ganz langsam Ihre Tonhöhe: Sie starten mit sehr tiefen Tönen und gehen langsam immer höher, bis Sie bei den höchsten Tönen angekommen sind, die Sie erzeugen können. Trainierte Sänger:innen oder Sprecher:innen können hier einen Umfang von drei oder mehr Oktaven erreichen. Gleichzeitig bemerkt man, dass tiefe und höhe Töne eine unterschiedliche Klangqualität haben. Eine solche Tonreihe, die eine gleiche Klangqualität hat und auf gleiche Weise hervorgebracht wir, nennt man Register. Wenn Sie wissen möchten, warum wir unseren Stimmklang selbst anders wahrnehmen, als unsere Zuhörer:innen, können Sie hier weiterlesen: Warum klinge ich bei einer Aufnahme so anders?

Kopf- und Bruststimme sind sogenannte Register.

Die Bruststimme wird meist als sehr voll, resonanzreich und sonor wahrgenommen. Die Kopfstimme hingegen wird meist als hell, leicht oder z.B. auch „metallisch“ beschrieben. Diese beiden Register werden durch das Schwingungsmuster der Stimmlippen bestimmt. Beim Sprechen sollten wir im Brustregister bleiben. Hier befindet sich unsere sogenannte Indifferenzlage, in der wir mühelos über eine längere Zeit sprechen können. Wie Sie Ihre optimale Sprechstimmlage finden, erfahren Sie hier:

Finden Sie eine angenehme Stimmlage!

Im Gegensatz dazu wird die Kopfstimme im Gesang eingesetzt. Das Ziel einer gut ausgebildeten Gesangsstimme ist unter anderem, einen nicht oder kaum hörbaren Übergang zwischen Kopf- und Bruststimme zu erreichen. Das ist dann die sogenannte Mischstimme, die Klanganteile aus beiden Registern in sich trägt und somit einen fließenden Übergang erzeugt.

Die tiefen Töne befinden sich im Brustregister.

Wenn wir die Bruststimme einsetzen, schwingen die Stimmlippen voll, d.h. sowohl die Muskeln als auch die Schleimhaut. Dabei schwingen sie dreidimensional und mit einer relativ großen Amplitude. Das regt dann auch die Resonanz in bestimmten Körperregionen, u.a. in Brust, Bauch und Becken an, weshalb wir die Resonanz der Stimme dort am stärksten wahrnehmen. Daher kommt der Name „Bruststimme“.

Die hohen Töne befinden sich im Kopfregister.

Oberhalb des Brustregisters, beginnt das Kopfregister. Die Töne sind also höher und hier verändert sich auch die Schwingung der Stimmlippen. Die Muskeln sind stark gespannt, dadurch verlagert sich die Schwingung an den äußeren Rand, das heißt an die Schleimhaut. Die Schwingung ist sehr schnell, mit relativ geringer Amplitude und hauptsächlich vertikal. Die Resonanz dieser Schwingung bemerken wir vor allem in Bereichen des Kopfes, wie z.B. Nase und Schädelknochen, weshalb sich der Name „Kopfstimme“ ergeben hat.

Wenn Sie Ihre Stimme für das Sprechen trainieren, dann versuchen Sie das größtmögliche Klangspektrum der Bruststimme zu erreichen. Wenn Sie singen lernen, dann erweitern Sie Ihre Stimme im Misch- und Kopfstimmebereich.

 

Möchten Sie lernen, Ihre Stimme bewusst zwischen hoch und tief zu steuern?

Wenn wir die Melodie unserer Stimme bewusst einsetzen, wechseln wir zwischen tieferen und höheren Tönen. Diese sollten sich beim Sprechen in unserer Indifferenzlage befinden, also dem Bereich unserer Bruststimme, in dem wir mühelos und mit vollem Klang sprechen können. Und diese Abwechslung in der Melodie unser Stimme erzeugt Spannung und Aufmerksamkeit bei unseren Zuhörenden. Wie Sie das erreichen können, lernen Sie im VOCCO-Onlinekurs “Lebendig und mitreißend sprechen”!

Zusammenfassung: Brust- und Kopfstimme sind sogenannte Register. So bezeichnen wir eine Tonreihe, die eine gleiche Klangqualität hat und auf gleiche Weise hervorgebracht wir. Für Brust- und Kopfstimme sind das Schwingungsmuster der Stimmlippen im Kehlkopf sowie die Resonanz in bestimmten Körperregionen entscheidend. Die Sprechstimme sollte sich im Bereich der Bruststimme befinden. Beim Gesang wird die Stimme in den Misch- und Kopfstimmbereich ausgeweitet.

Hat Sie dieser Beitrag zum Nachdenken angeregt oder hat er Ihnen einen Impuls gegeben?
Dann können Sie hier den RSS-Feed meines Blogs abonnieren und erhalten in regelmäßigen Abständen einen neuen Artikel. Ich freue mich auch über Weiterempfehlungen, Likes und Verlinkungen. Herzlichen Dank.