"Verrät" die Stimme Ihre Gefühle?

 

Unsere Stimme beeinflusst viele Bereiche in unserem Leben – vor allem Beziehungen! Das hat unter anderem damit zu tun, wie wir in unseren Familien und Freundschaften leben und welche Stimmung dort herrscht. An kleinen stimmlichen Zeichen, können wir deuten, wie es unserem Gegenüber geht. An nur wenigen Worten können wir hören, ob der andere eher traurig oder fröhlich gestimmt ist und wir können einschätzen, ob nach unserem Empfinden alles in Ordnung ist oder ob irgendetwas vorgefallen ist.

 

Was “verrät” die Stimme über meine Gefühle?

Wir alle kennen es, dass sich die Stimme, ihr Klang und die Sprechweise stark verändern: die Stimme klingt ganz unterschiedlich, je nach dem ob wir streiten, jubeln, trösten, uns freuen, nervös oder müde sind (…). Und das ist etwas sehr Wichtiges: die Stimme gibt uns die Chance authentisch und aufrichtig miteinander zu kommunizieren!

Bei positiven Gefühlen ist das sehr schön! Doch wenn es um Gefühle geht, die negativ bewertet werden, ist das häufig von Angst und Scham besetzt, da es als Schwäche verstanden wird.

 

Deshalb erreicht mich häufig folgende Frage:

Meine Stimme verändert sich je nachdem, wie ich mich fühle, mit wem oder in welcher Situation ich spreche. Kann ich in einem Stimmtraining lernen, wie ich mit meiner Stimme “verstecke”, wie ich mich fühle, damit es andere nicht bemerken?

 

Stimme und Emotionen hängen eng zusammen. …aber Vorsicht vor falschen Interpretationen!

Es gibt einen sehr engen Zusammenhang zwischen unseren Gefühlen und dem Klang unserer Stimme. Jeder hat bei sich oder anderen schon beobachtet, dass sich der Klang der Stimme und die Modulation verändern. Wir sollten uns bewusst sein, was es für ein wunderbares Geschenk ist, dass die Stimme unsere Gefühle vermittelt. Wenn man sich dessen bewusst ist, kann die Stimme zu einer authentischen und achtsamen Beziehungsgestaltung beitragen.

Dabei ist es wichtig, dass wir unseren Gesprächspartner*innen sagen, was wir in der Stimme bemerken, um zu fragen, was das für sie bedeutet, anstatt eventuell falsche Interpretationen zu machen.

Wir neigen sehr schnell dazu, einen Eindruck und eine Meinung zu haben, ohne diese zu hinterfragen. Doch das birgt die große Gefahr der Fehlinterpretation und damit auch des Missverständnisses. Das passiert leicht aus folgenden Gründen, über die wir uns bewusst sein müssen:

  1. Gefühle sind selten ganz eindeutig und klar: Es passiert in alltäglicher Kommunikation relativ selten, dass wir “pure Freude”, “pure Traurigkeit”, “pure Wut” (…) erleben. Es handelt sich meist um Mischungen in denen die verschiedensten Hintergründe mitwirken.

  2. Gefühle sind sehr dynamisch: Gefühle können sich in jedem Moment wandeln. Sie sind ein Prozess. Wer sich im ersten Moment z.B. nervös fühlt, kann sich ein paar Augenblicke später sicherer und souveräner fühlen.

  3. Der Ausdruck von Gefühlen ist individuell und kulturell unterschiedlich: Menschen lernen mit Gefühlen unterschiedlich umzugehen und diese unterschiedliche auszudrücken. Das ist z.B. auch von sozialen und kulturellen Faktoren abhängig.

  4. Wir interpretieren Gefühle aufgrund unserer Erfahrungen: Wir lernen die Interpretation von Gefühlen in der Kommunikation mit anderen und den Erfahrungen, die wir dort sammeln. Deshalb ist es wichtig, sich bewusst zu sein, welche Muster man dort gelernt hat.

Stimmtraining kann auch Persönlichkeitsentwicklung bedeuten.

Stimme hat einen großen Anteil an unserer Identität, unserer Persönlichkeit und unseren Gefühlen. Damit sich die neuerlernte Stimmtechnik in den Alltag überträgt, ist es folglich also sinnvoll auch an persönlichen, psycho-emotionalen Aspekten anzusetzen. Dabei kann man z.B. folgenden Fragen nachgehen:

  1. Warum verändert sich meine Stimme, wenn ich mit einer bestimmten Person spreche?

  2. Warum verändert sich meine Stimme, wenn ich mich in einer bestimmten Situation befinde?

  3. Wie drücke ich meine Bedürfnisse, Wünsche und Intentionen über meine Stimme aus?

  4. Wie möchte ich klingen, dass es meinem Selbstverständnis entspricht?

Stimmtraining kann also auch Persönlichkeitsentwicklung bedeuten. Und damit wird die Stimme stabiler, verlässlicher und besser steuerbar, wodurch nicht jedes Gefühl gleich von Gesprächspartner*innen wahrgenommen wird. Und wenn doch, sollten wir es wertschätzen, anstatt es einfach als ein Moment von Schwäche zu begreifen.

 

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Zusammenfassung: Es gibt einen sehr engen Zusammenhang zwischen unseren Gefühlen und dem Klang sowie der Modulation unserer Stimme. Es ist ein wunderbares Geschenk ist, dass die Stimme unsere vielschichtigen Gefühle vermittelt. Wenn man sich dessen bewusst ist, kann die Stimme zu einer authentischen und achtsamen Beziehungsgestaltung beitragen. Das bedeutet gleichzeitig, vorsichtig mit möglichen Fehlinterpretationen zu sein.

Fotos: fizkes/Shutterstock, Monkey Business Images/Shutterstock

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